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Kristin Biebl ist Rangerin im ältesten Nationalpark Deutschlands. Schon als Kind hat sie als “Junior-Rangerin” ihre Heimat zu schätzen und zu schützen gelernt. Hier verrät sie ihre Geheimtipps für das perfekte Wochenende im Bayerischen Wald.

Ausgedehnte Urwälder, seltene Tiere und faszinierende Moore: der Nationalpark Bayerischer Wald ist eine ganz eigene Welt. Mittendrin liegt meine Heimat, die kleine Gemeinde Frauenau. Sie ist für ihre Glaskunst und als Wallfahrtsort bekannt. Wenn ihr auf den Spuren der Glasbläserei unterwegs sein wollt, dann ist ein Wochenende in der Region genau das Richtige. Wollt ihr jedoch die Natur erleben, plant ihr besser gleich ganz viele Wochen ein – es gibt so unglaublich viel bei uns zu entdecken! Zum Beispiel den Lusen mit seinem Blockmeer aus Granitsteinen, unsere Moore und die vielen Badeweiher… und noch viel mehr! Selbst ich, die ich im Bayerischen Wald aufgewachsen und dort auch beruflich zuhause bin, entdecke immer wieder Neues. Wenn es aber wirklich nur ein Wochenende sein soll, empfehle ich dieses Programm:

Freitag nachmittags:

Zur Einstimmung kehrt ihr am besten in einem unserer urigen Gasthäuser ein. Zum Beispiel im Zwieseler Waldhaus, dem ältesten Gasthaus im Bayerischen Wald. Da kann man richtig gut essen. Bayerische Küche, riesige Portionen! Das Schnitzel ist größer als der Teller, und erst die Kässpatzen… ein Gedicht! Das Wirtshaus liegt im kleinen Ort Zwieslerwaldhaus, knapp eine Viertelstunde Autofahrt von Frauenau entfernt.

Freitag abends:

Rein in die Wanderstiefel und rauf auf den Kleinen Falkenstein! Der Aufstieg von Zwieslerwaldhaus bis zum Gipfel dauert etwa eineinhalb Stunden. Ich gehe gerne auf diesen Berg, da man vom Gipfel den Sonnenuntergang super sieht. Wenn es ein klarer Tag ist und sich der Himmel langsam rot einfärbt, ist es traumhaft schön dort oben.

Samstag tagsüber:

Macht es doch wie ich in meiner Freizeit: Geht wandern! Drei schöne Tourentipps im Bayerischen Wald habe ich für euch. Die erste Tour führt zu den Schachten zwischen Rachel und dem Falkenstein. Schachten sind etwas ganz Besonderes bei uns: Es sind Weideflächen mitten im Wald. Richtig toll sehen sie im Spätsommer und Herbst aus, wenn sich das Laub färbt. Sie lohnen aber auch im restlichen Jahr einen Besuch. Und es gibt dort auch ein Hochmoor. Auf einem System von Holzstegen könnt ihr darüber hinwegwandern. Ein bisschen unheimlich, gell? Aber auch wunderschön und sehr atmosphärisch. Die Rundtour zu den „Schachten und Filzen“ ist eine richtige Tagestour und etwa 21 Kilometer lang.

Ihr könnt aber auch auf den Lusen steigen! Er ist der sechsthöchste Gipfel bei uns im Bayerischen Wald, und die Aussicht von oben auf den Nationalpark ist fantastisch. Ein richtiges Meer aus Granitblöcken bedeckt den Gipfel, wo keine Bäume wachsen, die den Blick verstellen könnten.
Wandertipp Nummer Drei wäre eine Tour auf den Großen Rachel, den zweithöchsten Berg im Bayerischen Wald. Man begegnet dort nicht so vielen Menschen und kann in der Stille wunderbar zu sich kommen. Auf dem Lusen bin ich gerne, aber noch lieber auf dem Rachel.

Doch ganz gleich, für welche Tour ihr euch entscheidet: Geht mit offenen Augen durch den Wald! Bei uns im Nationalpark gilt die sympathische Regelung, dass jeder Beeren und Pilze für den Eigenbedarf sammeln darf. Heidelbeeren, Brombeeren und Pilze wachsen euch gewissermaßen in den Mund! Ihr findet sie je nach Wetter und Jahreszeit im ganzen Wald. Nur auf den Wegen solltet ihr bitte bleiben.

Samstag abends:

Zur Belohnung für den aktiven Tag gönnt ihr euch einen Besuch in der Cocktailbar Ädäm’s in Frauenau. Da gibt es die besten Cocktails weit und breit, darunter auch richtig feine Eigenkreationen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist außerdem richtig super.

Sonntag tagsüber:

Heute gibt’s heimische Kultur! Bei uns in Frauenau wird ja seit 600 Jahren Glas hergestellt und verarbeitet. Noch heute sind hier drei Glashütten in Betrieb. Eine davon, die Glashütte Eisch, ist über die sogenannten “Gläsernen Gärten” direkt mit dem Bayerischen Landesmuseum zur Geschichte der Glaskultur verbunden. Dort könnt ihr alles über die Glaskultur erfahren, von der Antike bis zur Gegenwart, und euch danach im Museumscafé bei einem feinen Stück Kuchen stärken. Spaziert danach unbedingt auch noch durch die „Gläsernen Gärten“ rund um das Museum. Dort könnt ihr Glas-Installationen von einheimischen und internationalen Künstlern auf euch wirken lassen.

Wenn ihr dagegen keine Lust auf Museum habt und euch deshalb auch nicht ins Museumscafé traut: An Sonntagen werden im Ädäm’s auch richtig gute, selbstgemachte Kuchen serviert!

So kommt ihr mit der Bahn nach Frauenau: Anreise planen.

Titelbild: Sonnenuntergang von einem Gipfel aus beobachten: Was gibt es schöneres? © Bayern.by - Gert Krautbauer

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