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Moment mal – bitte was? Doch, ihr habt richtig gelesen! Hier soll es um eine besondere Art des Christbaumschmucks gehen. Traditionelles, handgefertigtes Holzspielzeug, auch bekannt als Berchtesgadener War. Ein berühmter Vertreter davon ist das bunt bemalte Holzpferdchen, dem anstelle des Schweifs eine Pfeife aus dem Hinterteil ragt: das Arschpfeiferl! Hier erfahrt ihr mehr über die Tradition und wie sie heute wiederbelebt wird.

Stefan Grassl und seine Werkstatt

In seiner Werkstatt in Ramsau fertigt Stefan Grassl heute noch die typischen Pferde, Steckvögel, Kutschen und andere Figuren nach typischer Berchtesgadener Art in grober Holzschnitzerei: viele kleine Kostbarkeiten, denn jedes einzelne Teil wird mit Hilfe einer Schablone aus heimischem Lindenholz geschnitten und mit dem Schnitzmesser verfeinert. Zum Schluss bemalt Grassl sie in leuchtenden Farben und stempelt oder tupft weiße Verzierungen. Der Reiter erhält sogar einen Federschmuck auf seinen Kopf. Nur die kleine Pfeife am Hinterteil der Rösser bleibt immer unbemalt. Sie ist aus hartem Bergahorn gefertigt, ihren Klang bekommt sie durch ein rundes Stück Buchenholz, das in die fertig gedrehte und aufgeborte Pfeife geschoben wird. Aus 18 Teilen besteht jedes kleine „Arschpfeiferl“-Figürchen!

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Die Handwerkskunst entstand in langen kalten Wintern auf den abgelegenen Bauernhöfen der Region

Eine kurze Geschichte der Berchtesgadener War

Die Berchtesgadener Handwerkskunst des grob geschnitzten und bunt bemalten Holzspielzeugs schaut auf eine mehr als 500-jährige Tradition zurück: Schon ab dem 16. Jahrhundert waren die kleinen Spielzeuge und hölzernen Haushaltswaren in der Heimat beliebt. Noch dazu waren sie ein echter Exportschlager: Mit hoch aufragenden Kraxen trugen Hausierer die Berchtesgadener War in die Welt.

Doch dann wurde das Blechspielzeug erfunden und die Erfolgssträhne der Berchtesgadener War schien zu einem Ende zu kommen. Doch zum Glück hatte der Künstler Anton Reinbold vor über 100 Jahren eine rettende Idee: Und zwar die geschnitzten Figuren mit ihren leuchtenden Farben als Weihnachtsschmuck an den Christbaum zu hängen.

Authentisch und nachhaltig statt Made in China

Heute erleben Arschpfeiferl & Co eine echte Renaissance: Aufgefädelt auf rote Wollfäden haben sie einen festen Platz an Adventskränzen und als Christbaumschmuck. Man könnte wohl sagen, dass sie ein besonders schönes Symbol sind für die Rückbesinnung auf den Wert des Ursprünglichen und des Handwerks. Oder, wie der Holzschnitzer Stefan Grassl es ausdrückt: „Die Leue mögen gerne etwas Echtes am Baum, nicht nur Glitzer und Lametta“. Auch er bemerkt in den letzten Jahren eine steigende Nachfrage nach seinen handgeschnitzten Figuren.

Auf Schloss Adelsheim wird die Berchtesgadener War ausgestellt

Seid ihr neugierig geworden und wollt Berchtesgadener War mit eigenen Augen sehen? Dem Arschpfeiferl vielleicht auch selbst einen seiner typischen schrillen Töne entlocken? Auf dem Berchtesgadener Weihnachtsmarkt werden die kleinen Schätze in vielen Ausführungen angeboten. Kaufen kann man Berchtesgadener War auch direkt am Schlossplatz im Laden der „Berchtesgadener Handwerkskunst“ sowie im Heimatmuseum im Schloss Adelsheim. Hier hat Friederike Reinbold, Enkelin von Anton Reinbold, eine Sammlung der schönsten Exemplare aufgebaut.

Alle Bilder ©erlebe.bayern/Bernhard Huber

In Zusammenarbeit mit Bayern Tourismus Marketing GmbH

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