Eine dicke Schneedecke hat sich über den Nordschwarzwald gelegt. Hier oben bei Aichelberg scheint die Welt nun leiser zu sein – wie in Watte gepackt. Ideal für eine Schneeschuh-Wanderung, findet Schwarzwald-Guide Jürgen Rust und zeigt uns einen echten Geheimtipp.

Auf den ersten hundert Metern hören wir nur das Knirschen des Schnees unter unseren Schuhen – keiner möchte die Stille stören. Die Welt um uns herum ist weiß. Die Stämme der meterhohen Bäume sind von einer dünnen Eisschicht bedeckt. Ihre Äste biegen sich unter den schweren Schneehauben. Vom Waldboden selbst ist nichts mehr zu sehen. Er ist unter einer weichen, weißen Schicht begraben. Kleine Wellen im Schnee deuten auf Büsche und Bäumchen hin. Ob unter ihnen kleine Tiere ihren Winterschlaf verbringen? Ich nehme mir gerade vor, unserm Guide Jürgen Rust diese Frage zu stellen, da plumpst mir ein großer Haufen Schnee auf den Kopf. 

Lachend kommt Jürgen hinter dem Baum vor, den er gerade geschüttelt hat. Er ist seit zehn Jahren Schwarzwald-Guide und hat immer noch eine Menge Spaß dabei. „Hier im Nordschwarzwald ist der sechs Kilometer lange Aichelberg-Trail ein echter Geheimtipp“, verrät uns der Guide, „hier sind, wenn überhaupt, nur Einheimische unterwegs.“ Und tatsächlich haben wir den Wald auf unserer zweistündigen Tour scheinbar für uns allein. Nur an den Spuren im Schnee können wir sehen, wer außer uns noch durch den Wald hoppelt und springt.

Die Basics

Unbedingt warme, wasserfeste Schuhe anziehen. Schneeschuhe sind nämlich keineswegs echte Schuhe. Es sind etwa 20 Zentimeter breite und 60 Zentimeter lange Gestelle aus Kunststoff, die man sich unter die Wanderschuhe schnallt. Dank der sogenannten Frontzacken oder Krallen an der Unterseite des Gestells hat man sowohl bergauf als auch bergab einen festen Halt. Jetzt noch die beiden Teleskop-Stöcke auf Hüfthöhe eingestellt und dann schauen wir Jürgen erwartungsvoll an. „Einfach normal gehen, nur breitbeiniger als sonst“, instruiert er und geht los. Und tatsächlich, es ist ganz einfach. Positives Extra: Durch den Einsatz der Stöcke fühlt sich der entspannte Spaziergang doppelt so sportlich an. 

In kleinen Kurven durchpflügen wir den Wald. Ich kann mich an dem weißen Wunder gar nicht sattsehen. Als Stadtkind aus dem Norden ist Schnee für mich ein seltenes und meistens auch nur ein kurzes Vergnügen. Würden die Hände beim Fotografieren ohne Handschuhe nicht so kalt werden, würde ich an jeder Ecke stehen bleiben und ein Foto machen. Von den langen Eiszapfen etwa, die sich an den Holzstapeln am Wegesrand gebildet haben oder den wie mit Zuckerguss bestrichenen Fichten. Aber so gehe ich ganz in diesem Moment auf, genieße das Naturschauspiel und das fast gleichmäßige, meditative Gehen.

23.000 Kilometer

Während einer Teepause macht uns Jürgen auf die Wegweiser aufmerksam, die in regelmäßigen Abständen an den Bäumen angebracht sind. Da er uns so zielstrebig durch den Wald geführt hat, sind sie mir zuvor gar nicht aufgefallen, jetzt sehe ich sie überall. „Über 23.000 Kilometer Wanderwege sind im Schwarzwald angelegt,“ erzählt unser Guide. Und die solle man vor allem im Winter nicht verlassen, damit man die Winterruhe der Tiere nicht störe. „Und schaut mal hier, alle Markierungen haben einen Namen. Gibt man diesen beim Notruf durch, weiß die Rettung sofort, wo sich der Hilfesuchende befindet.“ „Also könnte man auch unbesorgt ohne Guide wandern gehen, oder?“, fragt Felix. „Klar“, nickt Jürgen, „aber man sieht nur das, was man kennt, und wir Guides kennen ziemlich viel.“    

Wie als Beweis zeigt Jürgen mit seinem Teleskop-Stock in den Wald. An mehreren nah beieinander stehenden Kiefern sind Fischgrät-Muster in den Stamm geritzt: „Auf diese Weise wurde früher Harz gewonnen“, erklärt er. Nach dem Abtrennen der Rinde wurde eine längliche Tropfrinne eingeritzt, von der links und rechts Schnitte schräg nach oben verlaufen. Als Wundreaktion gaben die Kiefern Harz ab, das mit einem Glas am unteren Ende der Einritzungen aufgefangen wurde. „Die Harzerei war damals eine wichtige Einkommensquelle für die ärmlichen Bergorte. Im ersten Weltkrieg wurden mehrere Tausend Kilogramm hier im Nordschwarzwald gewonnen.“ „Es gibt aber noch einen weiteren Grund, wieso ihr mit uns Schwarzwald-Guides spazieren solltet,“ sagt Jürgen. Blitzschnell zieht er seinen Stock nach oben und stößt damit an einen mit Schnee beladenen Ast: „Mit uns hat man einfach mehr Spaß.“ 

Tipp:
Die Schwarzwald-Guides vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord bieten das ganze Jahr über Touren an. Von Abenteuer-Touren im Sommer bis zur Sonnenaufgangs-Schneeschuh-Tour im Winter ist für jeden Geschmack und jede Kondition etwas dabei. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Aichelberg

Copyright Titelbild: Der Aichelberg-Trail im Nordschwarzwald ist ein echter Geheimtipp © TMBW/ Anna Monterroso Carneiro

In Zusammenarbeit mit Tourismus Marketing Baden-Württemberg

Weitere Artikel aus Baden-Württemberg