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Die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommern hat’s in sich. Wälder, Schlösser und vor allem: ganz viel Wasser! Hier findet ihr 10 Orte, die ihr auf eurer Reise nach Schwerin unbedingt besuchen solltet - egal, ob ihr lieber zu Fuß, auf dem Fahrrad oder mit dem Kajak unterwegs seid.

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Nah am Wasser gebaut - Schwerins Seen erkunden

Der Steg am Neumühler See verspricht Ruhe © Timm Allrich
Herbststimmung am Neumühler See – das langgestreckte Gewässer liegt im Westen des Schweriner Stadtgebietes © Timm Allrich

Schwerin wird auch die Stadt der sieben Seen und Wälder genannt. Tatsächlich sind es ganze zwölf Seen, die die Landeshauptstadt umgeben. Wer keine Lust auf eine Stadtwanderung zu Fuß hat, kann Schwerin also ganz bequem vom Wasser aus erkunden und dabei auch gleich die buchtenreiche Seenlandschaft kennenlernen. Abenteuerlustige machen Urlaub auf dem Floß und schippern mit Segelbooten um die Wette. Vom Wasser aus hat man nicht nur einen Blick auf die Sehenswürdigkeiten Schwerins, sondern erlebt auch Natur hautnah: Vorbei an geschützten Uferregionen führt der Weg über das Wasser zu fast unberührten Inseln. Schwerins Wasserlandschaft ist übrigens ein Vogelschutzgebiet. Wer Glück hat, kann seltene Vögel sehen, wie den Seeadler, der dort auch brütet. Bei einem Floßurlaub geht es übrigens weitaus komfortabler zu als noch zur Flößerzeit. Unterm Dach haben bis zu sechs Personen bequem Platz und auf dem ausladenden Deck breiten Sonnenanbeter ihr Handtuch aus. 

Anstelle des Floßes können Paddelbegeisterte auch mit Kanu oder Kajak den Weg über die Seenlandschaft antreten. Ausgeschriebene Wasserrouten führen in einer zwei- bis dreitätigen Tour von Banzkow über die Stör mit ihrem idyllischen Ufer zum Schweriner See, übrigens das viertgrößte Binnengewässer Deutschlands. Wer’s lieber kurz und knackig mag, besorgt sich ein Stand-up-Paddling-Board und erkundet damit die weitverzweigten Wasseradern. 

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Einsamkeit auf Schwerins Landspitze Adebors Näs

Vor allem bei aufziehenden Regenwolken erinnert der Blick von Adebörs Näs auf den Schweriner Innensee an Gemälde der deutschen Romantiker © Tobias Tro
Vor allem bei aufziehenden Regenwolken erinnert der Blick von Adebors Näs auf den Schweriner Innensee an Gemälde der deutschen Romantiker © Tobias Tro

Ein wahres Kleinod ist die Landzunge Adebors Näs am Franzosenweg. Auf der stillgelegten Badestelle Storchenschnabel, wie die Landspitze auf Hochdeutsch heißt, tummeln sich keine Gäste mehr. Statt dicht an dicht gelegter Handtücher führt ein langer Holzsteg L-förmig ans flache Ufer des Schweriner Innensees. In der Ferne seht ihr das Schweriner Schloss und den Dom. Ansonsten Wasser, soweit das Auge reicht.

Warum die Landspitze Storchenschnabel getauft wurde, ist übrigens nicht belegt. Möglicherweise ist der Futterplatz für Störche, der sich auf der gegenüberliegenden Insel Kaninchenwerder befindet, Namensgeber für den Landausläufer. Vielleicht erinnert die Landspitze aber auch an die Form eines Storchenschnabels. Dafür braucht es allerdings viel Phantasie. Der zumindest kann an diesem lauschigen Plätzchen getrost freien Lauf gelassen werden.

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Flanieren auf dem Franzosenweg

Unterwegs auf dem Franzosenweg, der schönsten Straße Schwerins © Stadtmarketing GmbH Schwerin, Catharina Groth

Der Gedanke an Asphaltstraßen ruft nur selten Urlaubsfreude auf. Anders ist das beim Franzosenweg, der wohl zu recht als die schönste Straße Schwerins gehandelt wird. Nur knapp vier Kilometer ist der Franzosenweg lang, an Highlights mangelt es ihm trotzdem nicht. Seinen Anfang nimmt er am Ruderhaus mit Blick auf den Schweriner Innensee und die kleine Schlossinsel, die zwischen Schwerins Altstadt und dem Ortsteil Ostorf liegt, durch den sich der Franzosenweg in großen Kurven schlängelt. Der Großherzogliche Küchengarten liegt gegenüber des Ruderhauses – hier sollen schon zu herzoglichen Zeiten Südfrüchte gewachsen sein. Zu einer ersten Pause lädt das Schlossbucht Café ein, mit selbst gebackenen Kuchen aus regionalen Produkten. Bevor am östlichen Ende schließlich Zippendorf mit Sandstrand und Promenade wartet, geht es großstädtisch zu: Noble Stadtvillen säumen das Südufer des Schweriner Sees. Wer’s lieber naturnah mag, lauscht dem sanften Wellengang des Sees Karausche oder ruht sich auf dem lang gestreckten Holzsteg aus, der auf der Landspitze Adebors Näs zum Ufer des Schweriner Innensees ragt. Franzosenweg heißt Schwerins Vorzeige-Straße übrigens, weil 1870/71 französische Gefangene den Wegabschnitt von der Badeanstalt Kalkwerder bis zur Schloßgartenallee am Uferweg bauen mussten.

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Wandern auf der Insel Kaninchenwerder

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen: Auf Kaninchenwerder ist die Vegetation mitunter so dicht, dass man den Aussichtsturm erst sieht, wenn man genau vor ihm steht © Luca Jaenichen
Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen: Auf Kaninchenwerder ist die Vegetation mitunter so dicht, dass man den Aussichtsturm erst sieht, wenn man genau vor ihm steht © Luca Jaenichen

Klein aber oho ist Kaninchenwerder, eine Insel im Schweriner Innensee, auf der es ursprünglich zugeht. Schließlich ist die Insel ein Natur- und Vogelschutzgebiet, das forstwirtschaftlich ungenutzt ist. Die Wälder sind naturbelassen, ihre Durchquerung mitunter unwegsam. Wer Glück hat, findet auf seiner Wanderung durch dichte Vegetation Spuren längst vergangener Zivilisation. Zumindest zeugen Funde wie Pfeilspitzen und das Hockergrab von prähistorischer Besiedlung der Insel. Heute geht es auf Kaninchenwerder eher ruhig zu. Umso ungestörter fühlen sich Tiere wie seltene Fischotter, dem man hin und wieder beim Baden zusehen kann. Wer mehr als nur einen Tag auf Kaninchenwerder verbringen mag, bringt einfach ein eigenes Zelt mit und übernachtet auf dem Zeltplatz unweit des Ufers. 

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Landluft schnuppern auf dem Bio-Hof Medewege

Im ehemaligen Pferdestall des Bio-Hofs Medewege warten gemütliche Ferienwohnungen auf euch © Hof Medewege

So oder so ähnlich muss es in Astrid Lindgrens Phantasie ausgesehen haben, als sie ihr beliebtes Buch Die Kinder von Büllerbü geschrieben hat. Am Rande Schwerins in der Nähe des Medeweger Sees liegt ruhig der Bio-Bauernhof Medewege, der für Besucher offen steht. Der Hof lockt nicht nur mit seiner idyllischen Lage, sondern auch mit Leckereien und viel Wissenswertem über biologische Wirtschaftsweisen. Die ansässigen Betriebe stellen von Käse bis zum Honig alles selbst her. Unbedingt probieren sollte man das selbst gebackene Bio-Brot in der Mühlenbäckerei. Interessierte können auch gleich lernen, wie in der Mühle aus Getreide das fertige Mehl gemahlen wird. Wer nach einer Stärkung mehr über den Ökolandbau des Hofes erfahren möchte, kann an Hof-Führungen teilnehmen. 

Das 1829 erbaute Gutshaus erinnert an alte Zeiten, als Mägde und Knechte noch im Dienste der Gutsfamilie die Felder bestellt haben. Heute zieht es neben Bio-Bauern vor allem Künstler an, die ihre Kunst auf dem Hof zur Schau stellen. Um das Bauernhof-Feeling in vollen Zügen zu genießen, lohnt sich eine Übernachtung auf dem Bio-Hof.

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Radtour zum Schloss Wiligrad

Umgeben von Wald und unweit des Schweriner Sees liegt Schloss Wiligrad © Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen
Umgeben von Wald und unweit des Schweriner Sees liegt Schloss Wiligrad © Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen

Die Schweriner Seenlandschaft zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden. Zum Beispiel auf der Fahrradtour Blaue Acht, die mit insgesamt 65 Kilometer Länge bogenreich um den Schweriner Außen- und Innensee führt. Wem zwischendurch die Puste ausgeht, kann sich an den zahlreichen Badestellen der Schweriner Seen erfrischen. Frischen Fisch gibt es im Fischereihof Prignitz, und von der Schwedenschanze aus lässt man den Blick über Seen und Wälder schweifen. Ein besonderes Highlight: Schloss Wiligrad, das Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der Neurenaissance erbaut wurde. Das Schloss am Steilufer des Schweriner Sees ist für Wanderer und Spaziergänger ein beliebter Ausflugsort. Der Weg führt über Hügel und durch dichten Wald, der schließlich in die Parkanlage des Schlosses übergeht. Im Café der Hofgärtnerei, das auch bei Einheimischen beliebt ist, gibt es selbst gebackene Kuchen. Von da aus geht’s über Fahrrad- und Wanderwege zurück nach Schwerin.

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Volkskunde mal anders

Vergangenheit spüren bei einem Rundgang durch das Freilichtmuseum Mueß © Luftbildcrew Hamburg
Vergangenheit spüren bei einem Rundgang durch das Freilichtmuseum Mueß © Luftbildcrew Hamburg

Buttern, sensen, flachsen - wer sich ins Freilichtmuseum für Volkskunde begibt, geht auf Tuchfühlung mit der Vergangenheit der mecklenburgischen Landbevölkerung. Das Museum befindet sich am Südufer des Schweriner Sees in dem historischen Dorfkern von Mueß, das früher vor allem Fischer und Bauern beheimatete. Der Rundgang durch das Dorf führt durch alte Bauern- und Handwerkshäuser, die eine wahre Schatzkammer mecklenburgischer Volkskultur sind: Neben Trachten und Schmuck werden hier alte Haushalts- und Handwerksgegenstände zur Schau gestellt. Eine architektonische Besonderheit ist das Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert. Daneben finden sich die alte Dorfschule und die historische Büdnerei, ein kleines ländliches Anwesen, in dem Mensch und Nutztier typischerweise unter einem Dach gelebt haben. Wolltet ihr schon immer mal wissen, wie traditionell Käse hergestellt wird? Oder wie sich die Wirkung alter Heilkräuter entfaltet? Die Ausstellungen in den museal eingerichteten Gebäuden laden vor allem Kinder und Jugendliche zum Mitmachen und Probieren ein. Wer es kultureller mag, schaut sich eine Theateraufführung an - natürlich auf Niederdeutsch!  Vom Dorfkern aus geht es weiter auf die umliegenden Streuobstwiesen, die das Dorfmuseum Mueß hübsch einbetten. Seitdem rings um die Schafweide der Bienenpfad angelegt wurde, finden dort ganze zwölf Bienenvölker ihr Zuhause. Auf dem Rundgang lernen Interessierte die Geschichte der mecklenburgischen Bienenzucht kennen, die ein wahres Kulturgut darstellt.

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Schloss- und Burggarten

Bei Sonnenaufgang ist der Brunnen in Schlossgarten besonders schön © Rex Schober
Bei Sonnenaufgang ist der Brunnen im Schlossgarten besonders schön © Rex Schober

Kreuzkanal, Greenhousegarten und Skulpturen griechischer Götter – im Schloss- und Burggarten rings um das Schweriner Schloss trifft Kunst auf Natur. Das Schloss, das im 16. Jahrhundert von einer Burg in ein imposantes Renaissanceschloss umgewandelt wurde, ist zwar auch ohne seine Parkanlage ein Hingucker, einen Spaziergang durch die Gartenanlage sollte man sich aber nicht entgehen lassen. 

Rasenkaskaden und Laubengänge laden geradezu zum Lustwandeln ein. Hungrige finden im Schlosspavillon Gerichte aus mediterraner Küche.  Vom Schlossgarten, der nach französischem Vorbild erbaut wurde, geht’s weiter in den Burggarten, der als Englischer Landgarten angelegt wurde. Nutzgärten und der Greenhousegarten erstrecken sich bis zur Uferzone des Sees. Rechtzeitig zum High Tea gibt es selbst gebackene Kuchen in der Orangerie, in der auch im Winter Zitrusbäume blühen. Weiteres Highlight: die Grotte am Seeufer. Wer lieber drauf als drin sein möchte, klettert auf die künstliche Felsformation und schaut von da aus auf den See. 

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Baden auf der Halbinsel Reppin

Badespaß unterhalb der Reppiner Burg © Rex Schober
Badespaß unterhalb der Reppiner Burg © Rex Schober

Stadt, Land, Burg: Wem die Badestelle am Zippendorfer Stadtrand zu voll ist, der wandert oder radelt von dort aus zum naturbelassenen Badestrand auf der Reppiner Halbinsel. Die circa zehn Kilometer lange Strecke führt entlang der Zippendorfer Promenade über Waldwege am Seeufer bis zum ländlichen Mueß. Die Badestelle liegt zu Füßen der Reppiner Burg, einer künstlich angelegte Burgruine, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Aussichtspunkt erbaut wurde. Kitschig? Vielleicht, aber der Blick auf den Schweriner See und die Inseln Kaninchenwerder und Ziegelwerder lohnt sich trotzdem! Das Eis aus der Eismanufaktur Mueß schmeckt nicht nur bei sommerlichen Temperaturen. Wer’s deftiger mag, schaut beim Mueßer Hof vorbei, auf dessen Speisekarte heimischer Fisch und andere regionale Gerichte stehen. 

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Historische Schleifmühle

Schleifmühle mit historischem Wasserrad © Stadtgeschichts- und Museumsverein Schwerin
Schleifmühle mit historischem Wasserrad © Stadtgeschichts- und Museumsverein Schwerin

Der Faule See zwischen Ostorf und Gartenstadt trägt seinen Namen zu unrecht. Schließlich dreht sich an dessen Ufer das Rad der Schleifmühle schon seit dreihundert Jahren. Ihre Geschichte kann in der museal eingerichteten Mühle nacherlebt werden, in der das Wasserrad zu Vorführungszwecken unermüdlich Natursteine trennt und schleift. Das Mühlen-Museum erzählt von der Entstehungsgeschichte des Ortes, der zum Residenzensemble gehört. Wenn die Mühle ihre Schütten öffnet, und das Räderwerk zu schleifen beginnt, hört man es ächzen und rattern in ihrem Holzwerk. So müssen es auch die Handwerker gehört haben, die zu herzoglichen Zeiten aus Eisen Schmuckstücke und aus Stein aufwändig gearbeitete Fußböden anfertigten. Übrigens: Der Name "Fauler See" geht auf das Wort „Füllen“ (Fohlen, junges Pferd) zurück und weist auf die einstige Pferdezucht an den Ufern des Sees hin.

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