Das Braunschweiger Land steckt voller kulinarischer Spezialitäten. Manche sind kurios, andere so traditionsreich, dass sie untrennbar verwoben sind mit der jahrhundertelangen Wirtschaftsgeschichte der Städte. Sicher ist: Bei einer kulinarischen Reise durch die Region wartet neben Gaumenfreuden auch viel Wissenswertes auf dich. Na dann – gute Reise und vor allem: guten Appetit! 

Inhaltsverzeichnis
1. Alles Mumme oder was?
2. Vom Altherren-Getränk zum Szene-Schnaps Jägermeister
3. Kartoffeln und Bier aus dem Landkreis Gifhorn
4. Preisgekrönte Pralinen in Peine
5. Currywurst und 3-Sterne-Küche in Wolfsburg

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Alles Mumme oder was?

Keine andere Spezialität hat in Braunschweig eine so lange Tradition wie die Mumme, ein alkoholfreier Malzextrakt, aus dem zunächst Starkbier gebraut wurde. Die erste urkundliche Erwähnung des Mumme-Biers geht bis in das frühe Mittelalter zurück, genau genommen auf das Jahr 1390. Aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts diente das Bier den Seefahrern der Hanseflotte als Proviant. Weiterer Vorteil: Die doppelte Mumme, wie das Starkbier auch genannt wurde, war für damalige Verhältnisse extrem lange haltbar und für lange Zeit weltweit das einzige Biererzeugnis, das es ohne Qualitätseinbußen bis nach Indien und sogar bis in die Karibik geschafft hat. Und so wurde das Braunschweiger Bier auch fern der europäischen Grenzen zum Exportschlager. Zeitweilig war die Mumme sogar der wichtigste Exportartikel der Stadt Braunschweig, die es im Mittelalter zu beachtlichem Reichtum gebracht hatte.

Im Laufe der Zeit wurde aus dem Bier ein alkoholfreies Getränk, das als Stärkungsmittel und Medizin sogar in Apotheken gekauft werden konnte. Übrigens schätzten schon die Seefahrer die gesundheitsfördernde Wirkung der Mumme, die auf den langen Überfahrten als Heilmittel gegen Skorbut zum Einsatz kam. 

Heute ist die Braunschweiger Mumme vielfältig verwendbar: Als Malzextrakt wird sie vielen Speisen zugefügt und auch als Bier ist sie wieder erhältlich. Extrakt, Bier und andere Mumme-Spezialitäten wie Mumme-Senf oder Mumme-Leberwurst sind im Hofladen der Mumme-Brauerei oder in der Touristinfo erhältlich. Dass die Braunschweiger stolz auf ihr Erzeugnis sind, wird deutlich, wenn sich einmal jährlich die Innenstadt in die „mummegenussmeile“ verwandelt: In Braunschweiger Restaurants kannst du ausgefeilte Mumme-Spezialitäten probieren und an den Markständen erstehst du von Mumme-Mandeln bis Kaffeespezialitäten mit Mumme alles, was dein Mumme-Herz begehrt.

Natürlich kannst du auch in deiner eigenen Küche mit dem nach Malz schmeckenden Braunschweiger Traditionsprodukt experimentieren. Rezepte für Mumme-Gerichte, wie das Mumme-Gulasch oder Mumme-Brownies, findest du hier.

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Vom Altherren-Getränk zum Szene-Schnaps Jägermeister

Ein weiterer Exportschlager aus dem Braunschweiger Land, dieses Mal aus Wolfenbüttel, ist der Jägermeister. Auch wenn der Kräuterschnaps eine Zeit lang als etwas spießiges „Altherrengetränk“ galt – spätestens seit den 1990er-Jahren avancierte der Magenschnaps zum Szene-Getränk. Hipp ist der Jägermeister mit dem kultigen Hirschlogo übrigens auch außerhalb Europas, beispielsweise in den USA und in vielen asiatischen Ländern. In China heißt er Ye Ge, was so viel wie wilder Charakter bedeutet und somit nicht nur lautmalerisch zum Image des Produkts aus Wolfenbüttel passt. Erfunden wurde der kräftige Kräuterschnaps von Curt Mast, und zwar in der Essig-Fabrik seines Vaters. Der Unternehmersohn hat viel und lange experimentiert … bis er dann im Jahr 1934 eine Rezeptur mit 56 Kräutern herstellte, die bis heute unverändert blieb. 

Und so kannst du den Jägermeister kulinarisch erleben:

Bei einer Werksführung schaust du den Destillateur*innen dabei zu, wie aus Zimt, Kardamom und anderen Gewürzen ein alkoholischer Kräutersud wird, der in mächtigen Eichenfässern mehrere Monate reifen muss, bevor er dann in die markanten grünen Flaschen abgefüllt werden kann. Die genaue Jägermeister-Rezeptur ist übrigens streng geheim. Trotzdem erfährst du bei einer Führung jede Menge Wissenswertes: zum Beispiel, dass der Schnaps von der Herstellung bis zum verkaufsfertigen Produkt ganzen 383 Qualitätsprüfungen unterzogen wird.

Alle Infos zur Werksführung bekommst du hier.

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Kartoffel und Bier aus dem Landkreis Gifhorn

Ab August beginnt auf den Kartoffelfeldern von Gaus-Lütje die Ernte
Ab August beginnt auf den Kartoffelfeldern von Gaus-Lütje die Ernte © Gaus-Lütje GbR

Im Landkreis Gifhorn in der Lüneburger Heide schlummert ein wenig von der deutschen Seele. Denn hier sind gleich zwei kulinarische Spezialitäten zu Hause, die das deutsche Image weltweit prägen: nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebrautes Bier und die deutsche Kartoffel. Letztere brachte den Deutschen sogar ihren Spitznamen ein. Dabei hat die Knolle südamerikanische Wurzeln. In Deutschland heimisch wurde das Nachtschattengewächs erst im 18. Jahrhundert, nachdem der „Alte Fritz“ in Brandenburg Kartoffelfelder anlegen und von preußischen Soldaten bewachen ließ – ein Trick, um den Bauern das „exotische“ Gewächs schmackhaft zu machen, dem sie zunächst mit Argwohn begegneten. Mittlerweile ist Niedersachsen Deutschlands bekanntestes und größtes Kartoffelanbaugebiet, hier kommt auch die begehrte Lüneburger Kartoffel her. Vor Ort könnt ihr die gelbe Knolle in Hofläden oder auf Wochenmärkten kaufen, zum Beispiel in den neuen "Hofshops", in denen es die Gifhorner Gaus-Lütje-Kartoffeln gibt (auch jetzt corona-konform offen!). Die Kartoffeln aus Gifhorn wandern übrigens auch in die Chips-Packungen der Lorenz Snack World, von Hermann Bahlsen in Hannover gegründet und erstes Unternehmen, das in Deutschland Chips nach amerikanischem Rezept herstellte. 

Kulinarisch-traditionsreich geht es auch in der Brauereistadt Wittingen zu, wo seit 1429 Bier gebraut wird. Mit dem Familienbetrieb Wittinger befindet sich hier sogar eine der ältesten Privatbrauereien Deutschlands. Auch sechs Jahrhunderte später wird das Wittinger Original gern getrunken, ein mildes und nach Karamell schmeckendes Bier, dessen Rezeptur sich an dem ersten Bier der Traditionsbrauerei orientiert.  

Wer sich für Geschmack und Geschichte des Wittinger Biers interessiert, kann der familienbetriebenen Brauerei einen Besuch abstatten. Im Anschluss an die zirka einstündige Führung durch das Sudhaus darf natürlich probiert werden. Keine Angst, nicht auf leeren Magen, denn neben verschiedenen Biersorten kannst du dich über eine Schlachtplatte und andere Häppchen hermachen. Alle Infos findest du hier.

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Preisgekrönte Pralinen in Peine

Auch im niedersächsischen Peine gibt es eine besondere Spezialität oder genau genommen zwei: die Pralinen-Mettwurst „Süße Mette“ und die gesüßte Mettwurst "Lüddeke's Schokomettwurst Schokolinski”. Zugegeben, etwas befremdlich klingt die Kombination aus Wurst und Schokolade schon. Aber es sind ja bekanntlich gerade die ungewöhnlichen Ideen, die sich trotzdem durchsetzen und Erfolg versprechen. Und tatsächlich: 2021 gewann die „Süße Mette“ zum zweiten Mal in Folge den ersten Platz bei der DLG-Prämierung. 

Verkauft wird die preisgekrönte Praline sowie die mit Schokolade gesüßte Wurst in Lüddeke’s Hofladen, zu dem eine eigene Fleischerei gehört. Dort werden auch andere Spezialitäten hergestellt, wie Schinken mit Walnuss oder Birne. Übrigens handelt es sich bei der Schinkenherstellung um echte Handarbeit, von der Reifung in der Salzkruste bis zum luftgetrockneten und geräucherten Schinken dauert es mehrere Wochen. Und selbst die Birnen und andere Früchte, die in die Wurstspezialitäten wandern, stammen aus dem eigenen Hofgarten. 

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Currywurst und 3-Sterne-Küche in Wolfsburg

Audi, Tiguan, Golf – im VW-Stammwerk Wolfsburg laufen Pkw vom Band. Und Currywürste: Seit 1973 stellt der Automobilhersteller in der hauseigenen Fleischerei den Imbiss-Klassiker her, anfangs stammte selbst das Fleisch aus eigener Schweinemast. Mittlerweile wird das Fleisch geliefert, die Wurst aber bleibt Kantinen-Kult. Die erste Portion Currywurst soll es schon zur ersten Frühstückspause um acht Uhr geben. Kaufen kann man die „Currybockwurst“ auch außerhalb des VW-Werks, im Stadion des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg etwa, oder in Souvenirläden und Supermärkten, wo sie als „Volkswagen Originalteil“ zu haben ist. Der Clou: Mit rund 7 Millionen verkauften Currywürste pro Jahr produziert der größte Automobilhersteller der Welt mehr Currywürste als Autos der Kernmarke VW.

Aber genug von Currywurst mit Pommes – denn Wolfsburg ist eigentlich Niedersachsens Zentrum der Spitzenküche. Mit dem Gourmet-Restaurant Aqua im Ritz-Carlton befindet sich in Wolfsburg sogar eines der zehn besten Restaurants Deutschlands. Vielleicht noch beeindruckender: 2021 hat das Aqua zum dreizehnten Mal in Folge die Höchstwertung des Michelin Guides erhalten und gehört mit seinen 3 Sternen zu den 50 besten Restaurants der Welt! Der Name „Aqua“ spielt übrigens auf den Stil von Küchenchef Sven Elverfeld an. Trotz der Extravaganz der 3-Sterne-Küche zeichnet sie sich durch Schlichtheit aus: Der Gast soll, ganz im Sinne der „Reinheit“, die Unverfälschtheit jedes einzelnen Produkts schmecken können. 

Zugegeben, ein 3-Sterne-Essen muss man sich leisten können. Wer fürs Feinschmecken weniger ausgeben möchte, ist im Wildfrisch im Rittergut Nordsteimke gut aufgehoben. Bei den jährlichen „Küchenpartys“ kannst du die moderne europäische Küche zusammen mit Küchenchef Jörn Finkenbrink sogar selbst nachkochen. Dieses Jahr verlegt ein Live-Stream die Party in deine eigene Küche. Mehr Infos findest du hier.

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Titelbild: Während Gäste im AQUA Ritz Carlton 3-Sterne-Küche genießen, blicken sie auf die Wasser- und Parklandschaft der Autostadt Wolfsburg © Uwe Spörl

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