Der Thüringer Wald ist nicht nur ein abwechslungsreicher Naturraum mit zahlreichen Wander- und Mountainbike-Strecken. Kenner schätzen ihn auch als Klettergebiet. Inmitten der dicht bewaldeten Hügellandschaft finden sich über hundert Felsen, die auf Kletterer und Freunde des Outdoor-Boulderns warten.

Lauchagrund

Klettergebiet Oberhof

Hülloch

Falkenstein

Lauchagrund – 20 Felsen und ein roter Turm

Beginnen wir mit dem Roten Turm: Dieser geheimnisvoll klingende Name bezeichnet die wohl kurioseste Gesteinsform, die im Gebiet um den Lauchagrund bei Bad Tabarz zu finden ist. Es handelt sich um einen alleinstehenden, fünfzehn Meter hohen Porphyr-Felsen, der aussieht, als habe Obelix einen Hinkelstein in Thüringen vergessen. Porphyr ist im Übrigen der Sammelbegriff für verschiedene vulkanische Gesteine, sprich die, nach einem Vulkanausbruch erkaltete, Lava. Den „Roten Turm“ schätzen Kletterer, weil er tatsächlich von allen vier Seiten begehbar ist: Er gilt als familienfreundlicher Einsteiger-Fels. In direkter Umgebung steht mit der Bärenbruchwand eine ähnlich „leichte“ Routenwand, während es an vielen der insgesamt 20 Felsen im Lauchagrund deutlich schwieriger zur Sache, respektive hoch hinaus geht. Fazit: Der Lauchagrund am Fuße des Großen Inselbergs ist ein wirklich abwechslungsreiches Kletterrevier.

Klettergebiet Oberhof – Kanzlersgrund und 12 Apostel

Keine Bange: Kletterer wissen, dass der junge Mann in einem der Felsen der 12. Apostel sich keinesfalls in einer ausweglosen Situation befindet. Sieht nur so aus … © Adrian Seeber

Wird’s jetzt ein wenig religiös in den Thüringer Wäldern? Sollte man meinen, wenn man hört, dass im Klettergebiet Oberhof im Kanzlersgrund auch die 12 Apostel zu Hause sind. Doch die sehr schön gelegene Felsgruppe, die aufgrund seiner südlichen Ausrichtung für gewöhnlich viel Sonne bietet, dürfte vor allem für Jünger des Klettersports und weniger für Kirchgänger interessant sein. Hoher Stein, Finkenstein oder Moosbachtal – rund um Oberhof gibt es vielfältige Felsformationen mit diversen Temperamenten. Profi-Skilangläufer Thomas Bing zeigt uns in dem Video eindrucksvoll, wie reizvoll es nahe des bekannten Wintersportortes Oberhof wirklich ist.

Hülloch – die Kletter-Grotte

Die Hülloch-Grotte in der Nähe von Tambach-Dietharz in Thüringen ist vor allem bei denen beliebt, die schon so einiges erlebt haben in ihrer Kletter- und Boulder-Vita. Man muss schon etwas fortgeschrittener sein, um die herausfordernden Felsüberhänge der bis zu 30 Meter langen Dachrouten meistern zu können. Und wenn’s wirklich mal etwas schwieriger werden sollte und eine Route nicht geschafft wird, sollte man sich nicht über den freundlichen Spott der Kollegen ärgern, die da gerne mit witzigem Unterton „Heul doch!“ rufen. Tatsächlich kommt der Name der Hülloch-Grotte vom Wort heulen… Angeblich wurde die außergewöhnliche Halbhöhle von den Bewohnern des Ortes Tambach-Dietharz stets als Zufluchtsort in unruhigen Zeiten aufgesucht. Falls neben all der Kletterei Zeit bleibt, sich den Ort selbst anzusehen, lohnt sich das: Er liegt idyllisch mitten im Thüringer Wald, umgeben von sieben Tälern und eingebettet in eines der größten Wandergebiete Deutschlands.

Nicht immer griffig: die Porphyr-Felsen im Thüringer Land stellen selbst gute Kletterer hin und wieder vor Herausforderungen – zumal Magnesium-Hilfe hier keine Option ist © Christian Heilwagen

Falkenstein – das ist der Höhepunkt!

Und zwar im buchstäblichen Sinne: Der eindrucksvoll freistehende Kletterfelsen ist der höchste seiner Art in ganz Thüringen. 96 Meter hoch muss klettern, wer ihn bezwingen möchte. Erstmals gelang das Jacob Zimmermann am 25. Juli 1852, von dem weiterhin bekannt ist, dass er Glasmacher und ein mutiger Kletterer war. Der Falkenstein ist auf der ganzen Welt bekannt, er stellt für Kletterer aus sportlichen Gründen eine echte Herausforderung dar und ist überdies auch visuell eindrucksvoll. Aber Vorsicht: Für Anfänger ist der Falkenstein keine Option. Man braucht für den Aufstieg nicht nur jahrelange Erfahrung, sondern auch eine top-professionelle Ausrüstung. Kleiner Trost: Der Falkenstein eignet sich auch für einen Ausflug, nicht jeder muss ja gleich hoch hinauf, um Spaß zu haben. Man kann das vor wunderschöner Waldkulisse gelegene Felsmassiv auch einfach bloß umwandern und sich anschließend in der Hütte der Bergwacht stärken.

Der Lohn der Anstrengung: Der Blick über den Thüringer Wald nach gelungenem Kletter-Abenteuer ist unbezahlbar © Ulf Gassert

Titelbild: Verrückt: In Thüringen gibt’s nicht nur die 12 Apostel, sondern auch eine dreizehnte Erhebung: Die heißt dann Judas. Kann man aber auch gut schaffen … © Adrian Seeber

Weitere Artikel aus Thüringen