Diese Tour folgt auf weiten Strecken bequemen Radwegen. An der Spreequelle kann man schon mal um gutes Wetter und schöne Erlebnisse bitten: Den Blauen Steinen dort werden Glück bringende Eigenschaften zugeschrieben.

Leseprobe aus Entdecke Deutschland – Ausflüge ins Grüne

Dieser Artikel stammt aus dem Buch Entdecke Deutschland – Die schönsten Ausflüge ins Grüne aus dem DuMont Reiseverlag. Dort findet ihr auf 192 Seiten Tipps für 40 besondere Ausflüge und Aktivtouren – mit vielen Bildern zum Wegträumen und legendären Wander- und Radwegen, Zugfahrten mit Kultstatus und Straßen mit Aussicht.

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Lage - Vom Lausitzer Bergland in Sachsen bis Erkner südöstlich von Berlin
Länge - 382 km (420 km bis Berlin-Mitte) verteilt auf 8 Etappen
Start - Walddorfer Spreequelle am Kottmar in der Gemeinde Eibau in der Oberlausitz
Ziel - Erkner, Stadt im Südosten Berlins

Die Spree entspringt im Lausitzer Bergland und mündet nach 382 km im Westen von Berlin in die Havel. Der Spree-Radweg folgt ihr vom Quellgebiet durch die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und den Spreewald sowie durch die Seenrinne zwischen dem Baruther und dem Berliner Urstromtal bis vor die Tore der Bundeshauptstadt. Die drei Spreequellendörfer Walddorf, Eibau und Ebersbach liegen an der Eisenbahnstrecke Dresden – Zittau, sodass der Ausgangspunkt gut mit der Bahn zu erreichen ist.

Start in Eibau

Ziel in Erkner

Bergrücken aus Granit, Vulkankuppen, Sandstein-Felsfluchten, malerische Dörfer und Täler prägen die Mittelgebirgslandschaft der Oberlausitz. Der Kottmar (583 m) ist der nördlichste große Vulkankegel des Lausitzer Berglandes und der Quellberg der Spree: Der Buchenborn ist die höchstgelegene Quelle des größten Nebenflusses der Havel, das Wasser der sogenannten Walddorfer Spreequelle quillt aus den glückbringenden Blauen Steinen (bloe steene). Während die Spree durch die Elbe der Nordsee zufließt, entwässern die im Nord- und Osthang entspringenden Bäche in die Ostsee, der markante Bergstock des Kottmar ist Wetter- und Wasserscheide zugleich. Der Niederschlagsreichtum und das steile Gelände prädestinieren ihn zudem für den Wintersport: Internationale Skispringer nehmen regelmäßig am Springen von der Kottmarschanze teil. Vom 15 m hohen Kottmarturm hat man einen grandiosen Rundblick. Die Neugersdorfer Spreequelle, die ergiebigste der drei Spreequellen, speist das 1927 eingeweihte Neugersdorfer Volksbad. Die Ebersbacher Spreequelle, der Spreeborn, ist durch einen 1896 eingeweihten Pavillon eingefasst. An der Kreuzung Bahnhofstraße/Hauptstraße treffen sich die Teilflüsse Spree- Kottmar und Spree-Neugersdorf, um gemeinsam als Spree Richtung Berlin zu fließen.

Nördlich der Sorbenstadt Bautzen mit der Ortenburg und der denkmalgeschützten Altstadt passiert der Radweg die Spreetalsperre Bautzen, das ›Oberlausitzer Meer‹, und gelangt in das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide und Teichlandschaft. Relikte des Braunkohletagebaus sind unübersehbar, eines der Symbole war das Kombinat ›Schwarze Pumpe‹ bei Spremberg. Zu den bedeutendsten Wassersportrevieren im südlichen Brandenburg zählt die als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesene Talsperre Spremberg. Nach Passieren der Niederlausitz-Metropole Cottbus verlässt der Radweg kurz die Spree, um zu den Peitzer Teichen zu führen, dann taucht er in das Biosphärenreservat Spreewald ein.

Die Sorben sind ein slawisches Volk, ihre ›Hauptstadt‹ ist Bautzen. Die Sorben genießen in Sachsen (Oberlausitz) und Brandenburg (Niederlausitz) die Rechte einer nationalen Minderheit, jeder Ort hat einen deutschen und einen sorbischen Namen © Vladimir Wrangel /Shutterstock

Der von der Spree und Dutzenden kleinerer und größerer Flussarme und Kanäle durchflossene Spreewald steht als Biosphärenreservat unter dem Schutz der UNESCO. Der Wasser- und Biotopreichtum dieses Gebiets sorgt für eine einzigartige Vielfalt in Flora und Fauna. Als Folge der letzten Eiszeit fächerte sich die mittlere Spree hier in ein gigantisches Wasserwegenetz mit dichten Laubwäldern auf.

Der Radweg führt nun mitten durch den Spreewald, der in Ober- und Unterspreewald aufgeteilt wird. Während der überwiegend gerodete und als Dauergrünland für den Obst- und Gemüseanbau (Spreewaldgurken) genutzte Oberspreewald nur noch zu 15 Prozent bewaldet ist, besteht der Unterspreewald noch zur Hälfte aus urwüchsigen naturnahen Laubwäldern. Die nordwestliche Begrenzung des Unterspreewalds bilden die Krausnicker Berge mit dem Köthener See, als nördlicher Abschluss erinnert der Neuendorfer See daran, dass das gesamte Gebiet des Unterspreewalds nach der letzten Eiszeit ein Gletscherzungenbecken war, das die eiszeitliche Spree mit Schmelzwassern und Ablagerungen füllte.

Naturspezifisches Highlight – eine Fahrt durch das Biosphärenreservat Spreewald © Daniela Baumann / Shutterstock

Lübben ist das Tor zum auenwaldreichen Unterspreewald und zu den Grünlandflächen des Oberspreewaldes. Hauptsehenswürdigkeiten sind die Schlossinsel mit dem Spätrenaissance-Schloss (1682) und die spätgotische Paul-Gerhardt-Kirche mit dem Grabmal des Kirchenlieddichters, der 1667 in Lübben starb. Die Schlossinsel bildet den Rahmen für Veranstaltungen wie den ›Inselmusiksommer‹. Etwa 14 km nördlich von Lübben erreichen wir Schlepzig. Die Informationsstelle des Biosphärenreservats Spreewald in der Alten Mühle präsentiert dort die Dauerausstellung ›Unter Wasser unterwegs‹.

Wir nähern uns Berlin. Der Regionalpark Müggel-Spree beidseits der Spree zwischen Berlin-Köpenick und Fürstenwalde ist der größte und wasserreichste der sieben Regionalparks im Berliner Umland. Hier liegt Fürstenwalde, neben Havelberg und Brandenburg die dritte märkische Domstadt. Der spätgotische Mariendom – heute evangelische Stadtkirche – ist das Wahrzeichen der Stadt. Zwischen Fürstenwalde und Erkner duchquert der Radweg einsame Kiefern- und Auenwälder.

Der Spree-Radweg führt auch an Lübbenau vorbei. Hier wird sogar die Post per Boot ausgeliefert © picture alliance / DUMONT Bildarchiv | Synnatschke Photography

Erkner im Südosten von Berlin ist der Endpunkt des Spree-Radwegs, an den unmittelbar der erste Höhepunkt in Berlin angrenzt: der Große Müggelsee, der größte See Berlins. Eichen- und Buchenwälder säumen im Westen und Süden den 7,3 km² großen, bis zu acht Meter tiefen, von der Spree durchflossenen See. Auf seiner Südseite erheben sich die waldbedeckten Moränen der bis zu 115 m hohen Müggelberge mit dem ›Müggelturm‹, einem Aussichtsturm. Die Spree hört hier noch nicht auf und niemand hindert uns daran, ihr weiter bis nach Berlin hinein zu folgen.

Spreewaldgurken

Gurken sind die bekanntesten Produkte des UNESCO-Biospharenreservats Spreewald, das befand bereits in den 1870er-Jahren der Schriftsteller Theodor Fontane: Der Spreewaldgurken-Salat zählt zu den Standards in den Restaurants am Spree-Radweg und im Glas gibt es Spreewaldgurken allerorten als Gewurzgurken, Cornichons, Stix, Dillhappen, in Knoblauch eingelegt oder Pfefferknacker zu kaufen. In Lubbenau ist ihnen sogar ein eigenes Museum gewidmet.

Wahrzeichen der Region – die Spreewald-Gurke © picture alliance / DUMONT Bildarchiv | Synnatschke Photography

Entdecke Deutschland – Die schönsten Ausflüge ins Grüne, DuMont Bildatlas

Titelbild: Entspannt unterwegs in freier Natur – Radtour durch den Spreewald © pixel creator / Shutterstock

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