In Bayern sind die Menschen kreativ. Sie töpfern, fertigen Kunstwerke aus Glas, mischen die Modewelt auf oder veredeln Früchte, Kräuter und Nüsse zu Hochprozentigem. Die Ideen haben ihre Wurzeln dazu meist in bayerischen Traditionen. Uns haben die Kreativen verraten, an welchen Lieblingsorten in ihrer Heimat sie neue Inspiration finden.

Wandern und Töpfern mit Alpengefühl

Saftige Alpen, einsame Moorlandschaften, klare Bergseen und malerische Städtchen – all das bietet die Region Allgäu/Bayerisch-Schwaben im südwestlichsten Bayern. Eine Region, die sich in dem ausdrückt, was Sophie Mische „s’Alpgfihl“ nennt, das Alpengefühl. Genauso hat die 22 Jahre junge Töpferin auch ihren Betrieb genannt. Werkstatt und Verkaufsraum befinden sich in einer 300 Jahre alten ehemaligen Tenne, wo die Holzböden knarzen. Dort fertigt sie Geschirr wie Tassen, Müslischalen und Teekannen und sogar Lampen aus Keramik in liebevoller Handarbeit.

Was in ihre Töpferkunst einfließt, ist das Alpengefühl, das sie auf ihren Wanderungen einsammelt. „Ich gehe gerne in den Bergen wandern“, erzählt sie. „Das Rubihorn ist mein Lieblingsberg. Bis zum Gipfel sind es knapp drei Stunden. Auf dem Weg sehe ich oft die schönsten Bergblumen. Und von oben gibt’s einen tollen Blick auf das ganze Allgäu. Weiter unten liegt der Gaisalpsee. Das Wasser ist eiskalt, aber die Landschaft ist toll.“ 

Nach ihren Bergwanderungen braucht Sophie natürlich erstmal eine echt bayerische Stärkung. Gerne kehrt sie im Landhotel Alphorn in Ofterschwang ein, wo es traditionelle Gerichte mit einem modernen Twist gibt. “Von Ofterschwang kann man auch in einer Viertelstunde zur Wurzelhütte hochgehen. Dort ist jedes Gericht wirklich hausgemacht. Und die Aussicht einfach wunderschön.”

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So kommt ihr mit der Bahn an den Rubihorn: Anreise planen.

Zerbrechliche und natürliche Schönheiten

Ostbayern ist eine ganz besondere Urlaubswelt: stille bäuerliche Landschaften, die endlosen grünen Waldlandschaften des Bayerischen Waldes, viel echte Tradition und eine ganz besondere Kunst: das Glashandwerk. Seit 700 Jahre wird in Ostbayern Glas hergestellt. Auch die junge Magdalena Paukner hat sich für den Beruf der Glasmacherin entschieden. Sie führt die alte Tradition weiter und haucht ihr zugleich neues Leben ein. Inspiriert von der Natur ihrer Heimat rund um die Glasstadt Zwiesel gestaltet Magdalena Glas am Bunsenbrenner in Beeren-, Blätter- und Blütenform für fantasievolle Schmuckstücke. Und lässt am großen Ofen bei ihren mundgeblasenen Vasen und Karaffen die feine Struktur von Moos oder Käfern durchscheinen. 

Inspiration findet Magdalena auf ihren Wanderungen durch die Natur bei Zwiesel und Lindberg. „Besonders schön sind die Große und die Kleine Schachtenwanderung. Schachten sind weitläufige Hochlagen, die wie Almen wirken. Es gibt dort Hochmoore und Filze. Diese Wanderungen verbinden die verschiedenen Schachten; man taucht tief in die Wildnis ein und kann die große Ruhe dort genießen. Ich mache die Tour mindestens einmal im Jahr.“ Auch für Museumsfreunde hat sie Tipps: „Besucht den Nationalpark Bayerischer Wald mit dem Besucherzentrum Haus zur Wildnis am Falkenstein und dem Tierfreigelände. Außerdem empfehle ich euch die Gläsernen Gärten von Frauenau mit dem Glasmuseum. Hier sind auch Kunstwerke von mir ausgestellt. Im Bauernhausmuseum in Lindberg könnt ihr außerdem erleben, wie die Menschen früher bei uns gelebt haben.“ Mehr über Magdalena erfahrt ihr hier.

So kommt ihr mit der Bahn nach Zwiesel: Anreise planen.

Franziska brennt für edle Tropfen und für die Natur

Hoch im Norden Bayerns, ziemlich genau auf der Grenze zwischen Rhön und Spessart, liegt die Gemeinde Wartmannsroth in Franken. Ob in Eichenfässern gereifter Whisky, Obstbrände aus selbst geernteten Früchten, oder Gin, der nach Wiesenkräutern duftet: In Wartmannsroth wird gebrannt, was das Zeug hält. Der Genussort gilt als „Wiege des Rhöner Whisky“.  Schon bevor sich das Destillat in ganz Deutschland etablierte, wurde hier der traditionsreiche Getreidebrand Rhöndiesel zu Rhöner Whisky veredelt. Eine, die sich ganz der Brennerei verschrieben hat, ist Franziska Bischof. Ihre Eltern destillierten aus Vergnügen; sie machte einen Beruf daraus. Staatlich anerkannte Brennerin und Edelbrandsommelière ist die junge Fränkin, die aus Früchten, Nüssen und Kräutern Hochprozentiges vom Feinsten destilliert. Bei Tastings in ihrer „Destillathek“ kannst du deine Nase tief in Ingwer-, Vogelbeeren- oder Quittenbrand stecken und den Duft der traditionellen Brennkultur inhalieren. 

Wenn Franziska nicht gerade Obst erntet oder die neue Maische ansetzt, ist sie gerne in der Natur unterwegs: „Wegen der vielen Brennereien gibt es seit ein paar Jahren den Brennerweg bei uns“, erzählt sie. „Das ist ein Netz aus Rundwanderwegen mit fünf verschiedenen Schleifen: der Whiskyschleife, dem Wildfrüchteweg, der Streuobstroute, der Korn-Brand-Tour und der Extratour Waldbrand. Die Strecken sind jeweils fünf bis zwölf Kilometer lang, und man findet unterwegs Infotafeln mit Wissenswertem, Anekdoten und interessanten Fakten zu den Bränden und ihrer Herstellung. Die Brennereien freuen sich über Besuch, man sollte sich nur vorher anmelden.” Und wenn Franziska selbst mal einkehren möchte? „Ich mag das Restaurant und Hotel Zum Landgraf bei uns um die Ecke. Außerdem esse ich gern im Weinhotel Müller in Hammelburg und im Gasthof Nöth in Morlesau. Das sind alles Familienbetriebe, die mit frischen, regionalen Zutaten kochen. In Bad Kissingen gibt es auch Sternerestaurants wie Laudensacks Parkhotel oder das Dorint Bad Brückenau, das sehr gute regionale Küche bietet.“ Mehr über Franziskas Philosophie gibt’s hier.

So kommt ihr mit Bahn und Bus nach Wartmannsroth: Anreise planen.

Bayerisch ist waldgrün – und bonbonfarben

Ein samtiges Top zum geschwungenen Rock, dazu eine Seidenschärpe. All das in warmen Bonbonfarben. So stellt sich Barbara Stadler vom Label „Diese Ellie“ das zeitgemäße bayerische Damenoutfit vor. Auch Taschen, Jäckchen und Schmuck gehören zur Kollektion. Wo Barbara sie verkauft? Im familieneigenen „Gasthaus zum Kirchenwirt“ im oberbayerischen Anzing, östlich von München. Dort ist Barbara aufgewachsen, dort ist sie zu Hause. Die Gäste im urigen Gasthof, den die Familie Stadler seit 1930 führt, kaufen auch oft in Barbaras Laden ein. Denn während Barbara die Hausspezialität Ochsenbackerl mit Selleriepüree und Naturkarotten serviert, trägt sie die eigenen Kreationen - und macht damit ganz beiläufig Appetit auf ihre moderne Trachtenmode. Ihren Verkaufsraum hat sie übrigens mit viel Charme in der ehemaligen Metzgerei des Gasthauses eingerichtet.

Wenn sie sich nicht um das Wirtshaus, ihren Laden oder den Online-Verkauf kümmert, wandert Barbara Stadler gern auf den nahen Neufarner Berg. „Der Hügel ist zwar nicht besonders hoch, aber man hat dort einen wunderbaren Blick auf Anzing“, schwärmt sie. Auch die weiten Waldgebiete rund um Anzing nutzt die Designerin für ihre Freizeit. „Radltouren unternehme ich zum Beispiel gern im schönen Ebersberger Forst. Und für Kunstfreunde ist das Loher-Haus in Anzing ein Geheimtipp, dort werden regelmäßig interessante Ausstellungen organisiert.“ Barbara fährt außerdem gerne in das nahe München. Ihr Tipp für Besucher. “Eine Floßfahrt auf der Isar von Wolfratshausen nach München ist toll. Das sollte wirklich jeder mal gemacht haben.“  Mehr Tipps von Barbara gibt’s hier.

So kommt ihr mit Bahn und Bus nach Anzing: Anreise planen.

Titelbild: Barbara Stadler ist am liebsten auf dem Rad rund um Anzing unterwegs © Bayern.by-Gert Krautbauer

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