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Ein Rittermahl voller Überraschungen, die Geheimnisse um Deutschlands berühmtesten Felsen und wie sehr Karl der Große Ingelheims Rotweine schätzte – in Rheinland-Pfalz gibt es Legenden und Geschichten ohne Ende, mystische, unglaubliche und historisch belegte. Fünf davon stellen wir euch hier vor.

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Die 500-DM-Festung Burg Eltz

Burg Eltz, eine markante Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert in einem Seitental der Mosel zwischen Koblenz und Cochem, war hierzulande sehr bekannt. Zierte ihr Bild doch als Symbol deutscher Ritterlichkeit von 1961 bis ’95 den 500-DM-Schein, damals wertvollster seiner Art hinter dem „Tausender“. Wesentlich öfter noch zu sehen war Burg Eltz auf einer 40-Pfennig-Briefmarke, zwischen 1977 und ’82 gängiges Postkarten-Porto. Dass die Anlage zu den bemerkenswertesten Burgen in Deutschland gehört, hat aber noch andere Gründe.

Diese Festung ist ein ganz besonderer Fall. Seit ihrer Erbauung vor rund 850 Jahren steht Burg Eltz unbeschadet unter der Obhut ein und derselben Familie, samt der originalen Einrichtung mit prachtvoller Rüst- und Schatzkammer. Einzigartig sind Details wie die Narrenköpfe an den Wänden des Rittersaals – sie stehen für Redefreiheit (ein Narr durfte alles sagen, was er wollte) und auch für das stete Einhergehen von Weisheit und Torheit. Im Rittersaal findet sich auch die Rose des Schweigens als Symbol für Vertrauen. Eins hat sich trotzdem herumgesprochen: In der Eltzer Burgschänke mundet das Wildgulasch aus eigener Jagd angeblich vorzüglich.

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Wie der Rotwein nach Ingelheim kam

Karl der Große (748–814), König des Fränkischen Reichs, war ein großer Rotwein-Liebhaber. Als er beschloss, in Ingelheim eine repräsentative Pfalz, also einen Regierungssitz errichten zu lassen, ordnete er zugleich den Anbau von Burgunder-Reben an. Die gediehen gar prächtig und der Rotwein mundete dem Gekrönten so sehr, dass für Gäste oft gar nichts mehr übrig blieb – so ging sogar Johann Wolfgang von Goethe bei einem Besuch leer aus, wie die Legende berichtet. Heute hätte der Dichterfürst bessere Chancen, beträgt die Anbaufläche für Rotweinreben in Ingelheim doch mittlerweile weit mehr als 300 Hektar, für erstklassige Produkte.

Außer dem Rotwein hat Karl der Große vor Ort noch manch andere Spuren hinterlassen. Im Mittelalter wurde in Ingelheim Weltgeschichte geschrieben, mit Krönungen, Abdankungen und Reichssynoden. Ein Rundweg mit Hinweistafeln führt zu den historischen Stätten, zur Thronhalle Aula regia etwa, zum Heidesheimer Tor (samt Trauzimmer für standesamtliche Hochzeiten), zum Museum bei der Kaiserpfalz und zur Saalkirche. Highlight ist dann der Weg hinauf in die Weinberge, vielleicht mit einem kleinen Roten im Picknickkorb. Den genießt man oben auf dem Mainzer Berg zu einem tollen Blick hinunter ins Rheintal.

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Schloss Bürresheim – einfach unverwundbar

Das Schloss Bürresheim nahe Mayen ist allein schon deshalb besonders, weil es niemals zerstört wurde – und weil es sich genau genommen sogar um zwei Wehrburgen handelt. Erbaut im 12. Jahrhundert, unterschied man bis ins 17. Jahrhundert zwischen der Kölner Burg und der Trierer Burg. Erst später wuchsen beide durch An- und Umbauten zu einem verwinkelten Wohnschloss zusammen, wobei die Kölner Burg heute nur noch eine alte Ruine ist. Dunkle, spitz zulaufende Türmchen und Schieferdächer krönen das Gemäuer mit seinem schmuckvollen Fachwerk. Bis 1938 lebten hier Generationen rheinischer Adelsfamilien, deren Wohnkultur im Schlossinnern nacherlebbar ist. Steht man schließlich im barocken, seit 400 Jahren unveränderten Garten, wirkt das Schloss wie eine Filmkulisse. Das sah Steven Spielberg wohl auch so – er ließ Szenen von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ hier drehen. Mehrere Wanderwege passieren das Schloss in unmittelbarer Nähe, das sich auf einem Felssporn über das Nettetal erhebt. Von hier ist es auch nicht mehr weit bis ins Tal der Nitz und zu sanften Hügeln wie dem Schälkopf.

Was es im Schloss zu sehen gibt: Ein Rundgang durch die historischen Räumlichkeiten, bei dem man alte Uniformen und Kronleuchter, prächtige Gemälde und kostbares Porzellan bestaunen kann. Sowohl im Ahnensaal, als auch in der Schlosskapelle finden Trauungen statt.

Schloss Bürresheim ist von einem barocken Prachtgarten umgeben © Adrian72 – stock.adobe.com
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Burg Trifels – warten auf Barbarossa

Auch um diese Festung weben sich allerlei Mythen. So war Burg Trifels nicht nur eine einfache Ritterburg, sondern galt als Lieblingsfeste von Barbarossa. Eine mutige Legende behauptet, dass der Kaiser sich hier mit seinem Gefolge zum Schlafen niedergelegt hat, um eines Tages erneut die Macht zu ergreifen. Belegt ist dagegen die Geschichte von König Richard von England, kurz Löwenherz. Der wurde Anno 1192 auf einer Rückreise aus dem Morgenland festgenommen und von Kaiser Heinrich VI. auf Trifels inhaftiert – zwei Jahre später kam Löwenherz gegen ein hohes Lösegeld und Leistung des Lehnseides wieder frei, ein zu jener Zeit üblicher Deal.

Die aus Sandstein erbaute Reichsburg Trifels thront auf einem Felsenriff hoch über dem Wald bei Annweiler. Im 12. und 13. Jahrhundert galt sie als eine der wichtigsten Stätten salisch-staufischer Herrschaft über das Heilige Römische Reich. Noch aus dem Mittelalter stammen Brunnenturm, Wachthaus und Burgturm. Die Aussicht ist großartig, zu Füßen der Burg liegt das Queichtal, nach Osten breitet sich die Rheinebene aus, nach Westen erstrecken sich Täler und Höhen des Pfälzer Walds. Eine ständige Ausstellung erzählt von „Macht und Mythos“ der früheren Herrscherpersönlichkeiten – Kaiser Barbarossa wäre zufrieden gewesen.

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Die Geheimnisse der Loreley

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn…“ Das Loreleylied von Heinrich Heine mit der melancholischen Melodie ist an vielen Orten der Welt bekannt. Es steht für die Rheinromantik schlechthin – und für einen markanten Felsen im Besonderen. Der Lurleifels war einst für sein markantes Echo sowie für gefährliche Flussströmungen bekannt, die viele Schiffbrüchige forderten. Man wähnte hier auch Zwerge, Berggeister und andere mystische Wesen als Übeltäter. Die Ballade von der bekannten Frauengestalt Loreley entstand aber wesentlich später.

Um das Jahr 1800 schuf der deutsche Schriftsteller Clemens Wenzeslaus Brentano de La Roche das Werk um die Jungfrau und Zauberin Loreley Lay, der alle Männer verfielen – von ihrem Sirenengesang ließen sich die Flussschiffer ablenken und fuhren so ins Verderben. Nachdem die Sagengestalt selbst vom Lurleifels in den Tod sprang, wurde das bekannte Felsenecho zu ihrer Stimme. Viele weitere Loreley-Geschichten wurden später erschaffen, die man heute nachlesen kann. Und von den Aussichtspunkten des jüngst vor Ort eröffneten Kultur-und Landschaftsparks eröffnet sich eine spektakuläre Aussicht über das schöne Mittelrheintal.

Titelbild: Rund um Burg Trifels weben sich viele Legenden und Mythen © Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz

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