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In der Feldberger Seenlandschaft, im Müritz-Nationalpark und in anderen besonders naturbelassenen Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns gibt es noch einige glasklare Seen. Sie gelten als besonders gefährdet – und sind gleichzeitig reizvolle Naturrefugien für Aktivurlauber.

Glasklar ist dieses Wasser, unfassbar durchsichtig für einen See. Mit meinen Kindern stehe ich schon morgens im flachen Wasser des Breiten Luzin und beobachte hellgraue Minifisch-Schwärme und zarte Wasserpflanzen. Auch später, als wir mit dem Kanu auf dem Schmalen Luzin in der Feldberger Seenlandschaft eine Runde drehen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus: „Das ist hier ja alles voller Mineralwasser“, ruft mein Sohn begeistert. Und meine Tochter erklärt, dass sie leider mal kurz aussteigen muss aus dieser Tour – das Wasser, in dem man viele Meter tief schauen kann, ist einfach zu anziehend. Und schon ist sie weg, hat sich ins Wasser fallen lassen und schwimmt fröhlich ums Kanu herum.

Licht bis in 15 Metern Tiefe

Wow! Es ist so schön hier, dass mein Herz Freudensprünge macht. In dieser Gegend ganz im Osten der Mecklenburgischen Seenplatte liegen einige der schönsten Klarwasserseen Deutschlands. Der Schmale Luzin ist sogar rekordverdächtig: Mit seiner Tiefe von 34 Metern ist er der letzte See in Mecklenburg-Vorpommern, in dem noch in immerhin 15 Metern Tiefe Pflanzen wachsen, somit also erkennbar genügend Licht und Sauerstoff vorhanden sind.

Viele Klarwasserseen in Mecklenburg-Vorpommern

Wie kommt es, wollen meine Kinder wissen, dass diese Seen so klar sind – und andere nicht, obwohl die Wasserqualität ja auch dort stimmt. Wir recherchieren und finden heraus: Einst waren fast alle – nämlich 98 Prozent – der Seen in Mecklenburg-Vorpommern nährstoffarm, also ganz klar. In Folge einer über mehrere Jahrhunderte verlaufenden landwirtschaftlichen Nutzung und der flächigen Begradigung vieler Fließgewässer sind mittlerweile aber etwa 86 Prozent aller Seen im Bundesland zu nährstoffreich, um noch wirklich klar zu sein. Die Fachbegriffe dazu: Klarwasserseen sind sogenannte oligotrophe Gewässer mit nur sehr wenigen Nährstoffen, hypertrophe Seen dagegen haben sehr viele Nährstoffe.

Zu den letzten gefährdeten und deshalb besonders schützenswerten Klarwasserseen Deutschlands zählen neben dem Breiten und Schmalen Luzin in der Feldberger Seenlandschaft noch etwa ein Dutzend weiterer Seen in der Mecklenburgischen Seenplatte, darunter zum Beispiel der Weiße See am Havelradweg, der Große Fürstenseer See bei Neustrelitz im Müritz-Nationalpark oder Drewitzer See im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Auch den Stechlinsee kann man dazu rechnen. Er liegt zwar in Brandenburg, gehört aber geografisch betrachtet zur Mecklenburgischen Seenplatte.

Baden, schauen, tauchen

Touristisch interessant sind diese Seen, weil sie meistens inmitten wilder Natur liegen, oft auch Vogelparadiese sind und weil das Baden in klarem Wasser natürlich einfach besonders viel Spaß macht. Einige der Seen wie etwa der Schmale Luzin gelten zudem als interessante Tauchspots. Und auch bei Kanutouren oder noch besser bei SUP-Ausflügen hat man auf Klarwasserseen einfach viel bessere Einblicke in die faszinierende Welt unter Wasser.

Kurz mal Tarzan spielen …

Wir sind abends noch mal vom Campingplatz am Breiten Luzin zum Schmalen Luzin hinüber geradelt, weil meine Kinder vom Kanu aus ein an einen Baum geknüpftes Seil zum Tarzan-Spielen entdeckt hatte. Wir finden es – und schwingen uns ein paar Mal auf dem Knoten hockend bis an die Stelle, wo man abspringen kann: Mit leisem Juchzen lassen wir uns ins erfrischende, heute fast gletschergrüne Wasser fallen, während sich hoch über uns ein Roter Milan mit der Thermik in die Höhe schraubt. Einmal Augenreiben und staunen – doch, wir sind tatsächlich in Deutschland, genauer gesagt nur rund 1,5 Stunden Autofahrt von Berlin entfernt.

Eine Liste mit Klarwasserseen in Mecklenburg-Vorpommern findet ihr hier.

So kommt ihr mit Bahn und Bus in die Feldberger Seenlandschaft: Anreise planen.

Titelbild: Karibische Farben mitten in Mecklenburg-Vorpommern: Der Breite Luzin in der Feldberger Seenlandschaft © TMV/Gänsicke

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